Ich wage mal zu behaupten, viele wissen mit dem Begriff ‚Begleitdolmetschen‘ nichts oder wenig anzufangen. Der Name sagt es schon – ganz einfach ausgedrückt: Begleitdolmetschen ist Dolmetschen, wenn ich jemanden begleite, also wenn zum Beispiel – wie in meiner beruflichen Vergangenheit als Fachdolmetscher oft passiert – eine Firma, die CNC-Steuerungen für Werkzeugmaschinen produziert, nach den Vertragsverhandlungen, Preisverhandlungen oder auch nach Abschluss eines Schulungslehrgangs mit den ausländischen Gästen zusammen noch eine Stadtbesichtigung macht, den Amerikanern, Russen oder Engländern noch Zeit einräumt, ein paar Besorgungen zu machen und sie anschließend zum Abendessen einlädt – da ist der Dolmetscher überall dabei, und meine berufliche Erfahrung aus den vergangenen fast 40 Jahren hat gezeigt, dass der Begriff ‚Fachdolmetscher‘ sehr weit gefasst sein kann.
So kann ich mich sehr gut an Situationen erinnern, als ich mit fünf russischsprechenden Frauen, die damals gefühlt 20 Jahre älter als ich waren, in mehrere Unterwäsche-Geschäfte gehen musste und ich dort mit hochrotem Kopf meine Fachkenntnisse als Fachdolmetscher unter Beweis stellen musste… Ja – auch das gehört zu den Aufgaben eines Fachdolmetschers!
Bei dem dann folgenden Abendessen wurde es nicht leichter: Davon abgesehen, dass der Dolmetscher am allerwenigsten zum Essen kommt und nur so viel Alkohol trinken sollte, dass er noch korrekt dolmetschen kann, sind auch in solchen Situationen Kenntnisse vom Dolmetscher verlangt, die nicht unbedingt zum alltäglichen Wortschatz gehören – insbesondere dann, wenn es um das Übersetzen (und hier merkt man wieder, dass der Begriff ‚Übersetzen‘ umgangssprachlich oft als Oberbegriff für beides verwendet wird) von Sprichwörtern, Redewendungen oder Witzen geht…